Dienstag, 12. März 2013

Ghazni: what to celebrate?


The city of Ghazni, a two hour car drive south of Kabul, is the capital of Islamic culture in Asia this year. Official celebrations are announced to be held in mid April, though there is little hope that besides VIP's, officials, diplomats and journalists ordinary visitors or tourists will be able to travel and assist. On the opposite: the organizers want to bring the city to the people outside instead, as recent developments indicate. It is thanks to Mahmud of Ghazni (971 -1030) that the city of Ghazni, some 140 kilometers southwest of Afghanistan's capital Kabul on the road to Kandahar, is being celebrated this year. The most prominent ruler of the Ghaznavid dynasty brought together Islam, the Persian language and the Turkish art of war in an empire that once stretched from today's Iran to India. '"Mahmud of Ghazni turned the city into a thriving capital by inviting artists, writers and scholars from all over Central Asia to the court," Karsten Ley of Aachen University says. He is currently working on the restoration of Ghazni as part of a team of urban development experts led by Michael Jansen that has been in the city since 2010. "This is exactly what we can see as integration of different cultures in the best European sense," he added. „At first, we were shocked at the condition the wall was in," Ley say. The city wall, the citadel and two well-preserved dodecagonal minarets are Ghazni's main historical landmarks. Germany has contributed some 1.7 million euros to their preservation. "The point of the project is not for us Germans to come here and show people how to restore a city wall," Ley explained. "Our role is to help organize the project and help the people of Ghazni preserve their wall." "We've consolidated the foundations of about 1,500 meters so that it cannot cave in anywhere," he said. He was not worried that the 400 builders working around the clock on the project could come to harm. "Suicide bombers tend to seek out bigger gatherings of people and Western forces are not in the city of Ghazni but outside the city walls." However, the lack of security does mean that Afghans from elsewhere cannot access the city. "I can't go to Ghazni right now," Arif, a journalist and collegue says. "The Taliban are threatening everyone who works with the foreign media or foreigners with abduction or death." Therefore, Wahidullah Omaryar, the head of a private radio station in Ghazni, has been communicating with the outside world via Skype. "When Ghazni was nominated as capital of culture, everyone was very happy, including me," he said. "The city's history is being revived and the world won't forget us." But he explained that it had been a long, difficult process and of the 30 planned projects, very few had met the deadline. The Afghan media recently warned that Ghazni could lose its title of capital of Islamic culture before the celebrations had actually begun in earnest. "Some 15 million US dollars were transferred to the Afghan authorities for the anniversary," Waidullah said. "I don't know of any project that has been accomplished with this money. There is still no airport without which no visitor can come!" Ghazni's 140,000 inhabitants were promised better electricity, an Islamic cultural center and 150 kilometers worth of newly-asphalted roads - only 50 of which have reportedly been finished. The hopes that there would be economic exchange have also been dashed. Arif has little hope that there will be many visitors to Ghazni this year. "There will be a few symbolic delegations. The police and army will be here to protect them. And they will leave again after one or two days." However, as long as neither Afghans nor foreigners can come to Ghazni, by plane or by land, curators are suggesting the capital of Islamic culture go to them in the form of photo exhibitions, films and videos. This way, Ghazi's name will be revived two thousand years after Mahmud made this city into a cultural landmark.

German Angst? Withdrawal politics

In diesen Tagen machen sich deutsche Medien Gedanken über die Folgen des Rückzugs vom Hindukusch. Der Abzug der Bundeswehr, lesen wir, erfülle viele afghanische Helfer der Deutschen mit Panik. Anfangs waren vor allem afghanische Angestellte in Diensten des deutschen Militärs damit gemeint. Jetzt entdeckt die Öffentlichkeit, dass auch afghanische Mitarbeiter ziviler Hilfsorganisationen möglicherweise Repressalien ausgesetzt sein könnten. Deshalb sei es, so die Ansicht, Deutschlands moralische Pflicht, jenen Afghanen, die sich mit den Deutschen vor Ort eingelassen haben, zu helfen. Ihnen eine Zukunft ohne Angst und Schrecken zu sichern gehe am Besten, in dem man sie vor möglichen Racheakten der Taliban schütze. Denn die Aufständischen haben jenen, die mit der afghanischen Regierung zusammenarbeiten oder aus Ländern der NATO-Truppensteller kommen, den Krieg erklärt. Im Gespräch ist deshalb immer wieder Hilfe für eine erleichterte Ausreise. In der Tat deutet aktuelle wenig darauf hin, dass die Waffen mit dem Abzug 2014 schweigen (danach werden immer noch Zehntausende internationaler Militärs im Land verbleiben). Und in Ermangelung funktionierender Versöhnungsprogramme und einer Spirale aus Gewalt und Misstrauen, sind Racheakte unter Afghanen nicht auszuschließen. Beispiele gibt es genug. Gleichwohl ist dem Land mit einem massiven Exodus afghanischer Helfer im Dienste der Ausländer nicht gedient. Zehn Jahre besuche ich das Land nun regelmäßig, und treffe dabei regelmäßig auf ganz andere Geschichten, als ich sie in unseren Schlagzeilen finde. Als ich zum Beispiel unlängst in Mazar-i-Sharif afghanische Dokumentarfilmer und Journalisten ausbildete, klangen ihre Erzählungen weniger dramatisch als vermutet. Zurück in Deutschland fiel mir ein Beitrag in einem grossen deutschen Nachrichtenmagazin in die Hände, der von der Angst der Bundeswehr-Helfer sprach. Darin abgedruckt war die Geschichte eines Afghanen, der als Wachmann für die Bundeswehr in Camp Marmal, dem grossen Militärlager im Norden, arbeitet. Ich schickte den Bericht einem vertrauenswürdigen, mir aus vielen Jahren bekannten afghanischen Kollegen in der Stadt. Seine Antwort kam prompt, fast ein wenig ironisch: der Mann in dem Bericht, so meinte er, sei nicht gefährdet. Warum er das so genau sagen könne, vergewisserte ich mich? Weil es sein Nachbar sei, und noch dazu ein guter Verwandter, antwortete er. Bis heute habe ich keinen Grund an seinen Worten zu zweifeln. Tatsächlich findet sich in dem Artikel kein direkter Hinweis, inwiefern der Wachmann von Taliban akut bedroht wäre. In dem Gespräch artikuliert er vielmehr allgemeine Sorgen über Sicherheit und Zukunft. Das wiederum verbindet ihn mit der grossen Zahl seiner Landsleute, die Sorgenfalten bekommen, je näher der Abzugstermin rückt. Was aber ist die beste Lösung? Vor Jahresfrist machten Meldungen die Runde, Deutschland überlege angeblich sämtliche afghanischen Angestellten der Bundeswehr in Sicherheit zu bringen. Hat nicht das US-Militär im Irak ähnliche Programme aufgelegt? Lässt sich so nicht eine in vieler Hinsicht schief gelaufene Intervention noch einmal mit Sinn versehen? Mittlerweile sprechen sich deutschen Ministerien, die den Abzug koordinieren, für notwendige Einzelfallprüfungen aus, in denen „nachweislich“ und auf „konkrete Gefahren“ hin jeder Fall untersucht werden solle. Tatsächlich bin ich geneigt dem beizupflichten. Weniger weil das Militär dies sagt, als aus Gründen, die mit Afghanistan selbst zu tun haben. Denn eine Pauschal-Erleichterung zur Ausreise könnte vor allem einen deutlichen Aderlass für Teile der Zivilgesellschaft im Land bedeuten. Nicht wenige der afghanischen Helfer sind jung und vergleichsweise gut ausgebildet. Gerade jetzt besteht die Chance, dass eine neue Schicht heranwächst, die zumindest einen Teil weit anschließt an ein aktives Bürgertum, das durch die Flucht vor Sowjets, Mujahedeen und Taliban verstreut in der ganzen Welt lebt. Soll man solch einer Entwicklung Vorschub leisten? Die Anzahl der Helfer, die im zivilen Bereich mit und für Deutsche arbeiten, geht ebenfalls in die Hunderte, wenn nicht darüber. Auch sie schweben in einer gewissen Gefahr, wie Gewaltakte gegen internationale Hilfsorganisationen und Mitarbeiter zeigen. Aber wer will hier die Grenze ziehen zwischen festen und freien Mitarbeitern, aktiven und ehemaligen, privilegierten und weniger privilegierten? Und welches Zeichen würde man damit setzen? Es stimmt: mit Fundamentalisten ist nicht zu scherzen. Andererseits hat dies die meisten Afghanen, die ich kenne, nicht davon abgehalten, sich mit ausländischen Projekten und Partnern einzulassen. Was wäre, wenn die erleichterte Ausreise Schule machen würde? Kabul wäre sehr rasch entvölkert. Wer aber tritt dann an die Stelle derer, die Platz machen? Damit kein Zweifel aufkommt: Die Gründe derer, die seit Monaten schon auf gepackten Koffern sitzen, respektiere ich zu Genüge. Interessanterweise spielt bei ihnen die Angst vor der Rückkehr skrupelloser warlords fast ebenso eine Rolle wie die vor den Taliban. Davon liest man nur wenig in unseren Medien. Auch nicht davon, welchen Anteil der Westen daran hat, dass viele dieser warlords gewendet aber nach wie vor fest im Sattel sitzen. Für die Lage in Mazar-i-Sharif gilt: die Verhältnisse sind relativ. Weitaus härter umkämpft sind der Süden und Osten des Landes. Dort hat es in der Vergangenheit Racheakte gegenüber afghanischen Übersetzern und Dolmetschern gegeben, die mit dem US-Militär kooperierten. Die meisten Angestellten der Bundeswehr hätten Derartiges nicht zu befürchten, meint mein Informant. In Kunduz, wo die Jagd nach Taliban in den vergangenen Jahren brutaler verlief, mag es dagegen etwas anders aussehen. Eine wasserdichte Überprüfung, wer von den afghanischen Helfern in welchem Ausmaß bedroht ist und wer – aus anderen Gründen, die ebenso wenig verwerflich sind – mit der Ausreise liebäugelt, wird es in den wenigsten Fällen geben. Zu zeitintensiv dürfte es in der Regel sein, allen Erklärungen bis ins Letzte nachzugehen. Am Ende könnte sogar neues Misstrauen durch zuviel Wunsch nach Kontrolle (durch die Deutschen) stehen. Anders Neuseeland: es soll, so ist zu lesen, afghanischen Angestellten seines Militärs folgenden Deal angeboten haben: Visa für einen Teil der afghanischen Helfer, oder drei Jahresgehälter für andere, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Letzteres dürfte vor allem den wachsenden Sozialneid schüren, der sich als Folge der internationalen Intervention im Land breit gemacht hat. Eine Folge davon: das Geschäft mit Entführungen, das unter Afghanen noch mehr floriert als gegenüber Ausländern. Das ist hierzulande wenig bekannt und hat doch mit uns zu tun. Allgemein lässt sich sagen: Jene, die in elf Jahren wenig vom Kuchen der ausländischen Hilfe profitiert haben, sind bitter geworden, ablehnend manchmal, oft nur noch zweckrational eingestellt. Als Ausländer bekommt man das mit jedem Jahr deutlicher zu spüren. Aber man mag das gar nicht einmal verurteilen. Dass nicht alles hoffnungslos ist, beweisen junge Afghanen, die nach erfolgreichem Studium im Ausland in den letzten Jahren jetzt wieder zurückgekehrt sind nach Afghanistan, um dort so etwas wie einen Marsch durch die Institutionen anzutreten. Einige von ihnen haben sich der Bewegung namens “Afghanistan 1400“ angeschlossen. 1400 ist nach unserem Kalender das Jahr 2022. Ein Markstein, ähnlich wie eine Agenda 2010. Bis dahin wollen die jungen Männer und Frauen die alten Eliten herausfordern, korrupte Strukturen in Frage stellen und wo es geht gesellschaftlichen Einfluss gewinnen. Viele in der 1400-Bewegung hätten es vergleichsweise leicht gehabt, nach dem Studium im Westen zu bleiben. Sie haben es nicht getan und so ein Zeichen gesetzt.