Montag, 23. März 2009

Nawroz (Neujahr) II






Alle Menschen sind auf den Beinen, im Freien. Trauben von Männern sitzen links und rechts der Fahrbahn. Spielen Musik und tanzen. Andere haben Volleyball-Netze gespannt. Autos sind im Grün geparkt, wie man es sonst bei uns nur aus der Fernsehwerbung kennt. Jeder sucht sich seinen Platz, auf einer Decke wird gepicknickt.
Für Afghanistans Frauen ist Neujahr vielleicht einer der schönsten, symbolischten Tage. Ohne ihre Männer, eine nach der anderen, wie aufgereiht an einer Perlenkette, erklimmen sie die schon leicht begrünten Gipfel vieler Bergkuppen. Wandelnde bunte Farbtupfer in blühender Landschaft. Auf dem Weg nach oben haben sie die Burka abgelegt, gehen barfuss. „Sabsha laghat kardan“, mit den nackten Füssen durch das Gras waten, soll ein Wohlgefühl verheissen, das möglichst lange im neuen Jahr andauert. Oben beten sie für Glück und Segen. So schnell sind sie nicht wieder so hoch oben, ein Gefühl von Freiheit, bildlich – für einmal – im Besitz der Hoheit über ihre Männer, die unten am Fuss des Hangs verweilen. Dem Himmel näher, und müssen, bei Sonnenuntergang, doch wieder runter, in das irdische Dasein.

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